Fachberichte Renold Quade crescendo … aus den Notenschrank „Kein schöner Land“ – Gedanken über ein traditionelles deutsches Volkslied von Gerald Oswald Das Lied fröhlich seyn“ können durchaus beobachtet werden und in Sachen „Versmaß“ fällt Analytikern eine Nähe zu „Kein schön´rer Tod auf dieser Welt, als wer auf grüner Heide fällt“ auf. Wie dem auch sei, es ist Zuccalmaglio eindrucksvoll gelungen ein stimmungsvolles Lied zu präsentieren, dass seine eigene Botschaft und seinen eige- nen Charakter unmissverständlich bis in die heutigen Zeit hinein trägt. Zurück zu meiner Eingangsbe- trachtung „Synonym für Heimat“, stimme ich mit Georg Nagel ein der formuliert: „Hier wird die Hei- mat gepriesen, in der man sich wohlfühlt und die man daher als die schönste bezeichnet. Es ist an- zunehmen, dass die Leute, die das Lied sangen, jeweils ihr Land, ihr Ländle, meinten, das sie als ihre unmittelbare Heimat empfanden“. Der Komponist Gerald Oswald, Jahrgang 1968, lebt und arbeitet in seiner Heimat, der Steiermark. Zu Hause ist er in Groß Sankt Florian, einem Ort, quasi in der Mitte zwischen der Landeshauptstadt Graz und dem slowenischen Maribor. Er studier- te an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz das Fach Trompete und ist seit 1997 Musiklehrer an der Erzher- zog Johan Musikschule im nahen Stainz. Die Leitung von Blasor- chestern, das Arrangieren und das Komponieren nahm zudem mehr und mehr Raum in seinem Leben, so dass neben Ausbildung und Studium bei Prof. Franz Cibulka und Thomas Doss auch Kontakte zu Patrick Jones, Jan van der Roost, Felix Hauswirth, Jan Cober und Douglas Bostock seinen Le- bensweg bereicherten. Die Idee Dass es sich beim vorliegenden Werk für Blasorchester um mehr handelt als um lediglich ein einfa- ches „Lied-Arrangement“, liegt auf der Hand. Nicht zuletzt, weil Für mich persönlich ist „Kein schöner Land“ das Volkslied, das wie kein anderes als musikali- sches Synonym für „Heimat“ ste- hen kann. Heimat, letzten Endes egal wo immer sie sich auch geo- graphisch befindet – sei es im ber- gischen Land nahe Köln, in der Steiermark, oder sonst wo auf der Welt. Ob das von seinem Schöpfer, Anton Wilhelm Florentin von Zuc- calmaglio 1838 so gedacht war, sei sicher einmal dahingestellt. Er, „Wilhelm von Waldbröl“, ein Pseu- donym, das er sich selber, aus dem rheinischen Waldbröl stam- mend, gegeben hatte, war Freund und Sammler von Volksgut. Er verfasste dieses Lied nun höchst- persönlich und „schmuggelte“ sein Eigengewächs als „Abend- lied“ unter der Nummer 274 in den zweiten Band der Volkslieder- sammlung „Deutsche Volkslieder mit ihren original Weisen“. Im Jah- re 1912 erschien es dann als „Kein schöner Land“ im Lieder- buch „Unsere Lieder“ des Öster- reichischen Wandervogels. Somit etablierte es sich schnell in der Wandervogelbewegung, die auch Lieder wie „Das Wandern ist des Müllers Lust“, „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“, oder „Am Brunnen vor dem Tore“ zu großer Verbreitung verhalf. Nicht zu ver- gessen, dass in dieser Zeit der Ge- sang sowieso eine große Bedeu- tung hatte und z. B. auch die Ju- gend- und Singbewegung dieser Tage enormen Aufschwung nahm. Das Abendlied „Kein schöner Land“ ist ganz allgemein in der wir Form gehalten. Es erzählt von einer Gruppe von Freunden, die in froher Runde abends singen. Es beschreibt den Wunsch und die Hoffnung auf weitere erfüllende Treffen und auf die Gnade Gottes. Die letzte Strophe wünscht eine gute Nacht unter Gottes Schutz. In Sachen „Melodiefindung“ ist die kompositorische Vorgehens- weise Zuccalmaglios unter Musik- wissenschaftlern durchaus disku- tiert worden. Ähnlichkeiten zu „Ade, mein Schatz, ich muss nun fort“ und „Ich kann und mag nicht 12 Gerald Oswald als „Komponist“ angegeben ist und nicht etwa An- ton Wilhelm Florentin von Zuccal- maglio. Aber der Hinweis „A Tra- ditional German Folksong“ weißt auch international unmissver- ständlich auf eine volkstümliche Quelle hin. Nein, so recht zum Mitsingen ist diese Bearbeitung sicher nicht gedacht. Aber zum Mitfühlen, zum Träumen, zum Nachdenken, zum Inne halten und zum Schluss vielleicht auch ein wenig zum Wegdämmern. Es gibt Anteile in der Komposition, die durchaus das Lied in seiner be- rührenden Schlichtheit in ein ein- faches Licht setzen, aber auch Tei- le mit Pathos und stark „durchge- führte“ Teile, die die Melodie von ganz anderen Seiten her beleuch- ten. Aufbau Die ersten 8 Takte sind klangma- lerisch angelegt. Die Quarte des Kopfmotivs baut rufartig, flankiert von aleatorischen Spielereinen, kleine Klangflächen auf, die durchaus geeignet sind als „Abendstimmung“ interpretiert werden zu dürfen. Ab Takt 9 erwächst aus den Hölzern ein erster melodischer Ansatz, der das bekannte Lied erahnen, aber die erwartete Me- lodie noch nicht erscheinen lässt. Sie wird zunächst quasi umgedeu- tet. Sie ist in Moll gekleidet, im Vierertakt auf den Weg gebracht und, das erste Motiv erweitert nutzend, zu einer weiteren Vor- spielidee umgeformt. Die Takte 17 bis 20 stauen diesen Gedanken und das Blech setzt einen sanften kleinen Endpunkt. Ab Takt 21 so- listisch im Flügelhorn, sparsam umspielt von wenigen Begleitern, erscheint das Thema, die Melodie, so wie wir sie kennen und lieben. Ab Takt 36, klangsteigernd und harmonisch durchaus auch etwas unkonventioneller, im zweiten An- lauf zunächst das Altsaxophon führend, dann im solistischen Ver- bund Flügelhorn, Altsaxophon und Klarinette. Ab Takt 42 der dritte Anlauf. Zunächst getragen von der Tenorpartie, dann aber gegen Ende zudem von Oboe und Klari- Kein schöner Land in dieser Zeit als hier das uns´re weit und breit wo wir uns finden, wohl unter Linden zur Abendszeit Da haben wir so manche Stund´ gesessen da in froher Rund Und taten singen, die Lieder klingen im Eichengrund Daß wir uns hier in diesem Tal noch treffen so viel hundertmal Gott mag es schenken, Gott mag es lenken er hat die Gnad Nun Brüder eine gute Nacht der Herr im hohen Himmel wacht in seiner Güte, zu behüten ist Er bedacht